Geschichte der Ostfalia

Die Wurzeln der Unitas Ostfalia liegen gleichermaßen in Magdeburg wie in Erfurt. Da es in der DDR für Menschen, die ein Theologiestudium anstrebten, wegen staatlicher Repressionen oft nicht möglich war, das staatliche Abitur abzulegen, hatte die Kirche in Magdeburg mit dem Norbertinum einen Ort geschaffen, an dem die Priesteramtskandidaten eine Art interne Hochschulreife erwerben konnten. Die Absolventen besuchten dann das seit 1952 bestehende Philosophisch-Theologische Studium in Erfurt, das seit 2003 als katholisch-theologische Fakultät zur Universität Erfurt gehört.

In Neuss bestand mit dem Marianum ein strukturell ähnliches Institut für angehende Theologen in der BRD. Damaliger Leiter war Bundesbruder Msgr. Johannes Börsch, der 1987 die Wiederbegründung der Unitas Ripuaria im Marianum anregte.

Da zwischen Norbertinum und Marianum bereits seit längerer Zeit auch persönliche Kontakte bestanden, nutzten einige Magdeburger die erlangte Reisefreiheit, um im Dezember 1989 das Patronatsfest des Marianums zu besuchen. Bundesbruder Msgr. Johannes Börsch versprach damals, dass die Magdeburger Studenten Ostern 1990 in Rom verbringen würden. Auf Vermittlung von Bundesbruder Hermann-Josef Großimmlinghaus wurde sogar eine Messe mit und eine Privataudienz bei Papst Johannes Paul II. ermöglicht.

Am 15. April 1990 traten dann sechs Magdeburger Studenten in die Unitas Ripuaria ein, um sodann einen eigenen Verein für Magdeburg und Erfurt, nämlich Unitas Ostfalia, zu gründen. Schon im Mai 1990 nahm die 113. Generalversammlung den neuen Verein in den Unitas-Verband auf und im September wurde die Gründung in Magdeburg mit einem Kommers festlich begangen. Die gelegentlich noch praktizierte Sitte, weniger offizielle Feste der Unitas Ostfalia mit Hilfe eines laut auf den Tisch zu schlagenden Schuhs zu dirigieren, hat seinen Ursprung in der zunächst sehr bescheidenen Ausstattung des Magdeburger Vereins.

1991 wurde mit großem Erfolg der Altherrenverein für Unitas Ostfalia gegründet. Vielen Bundesbrüdern aus dem wiedervereinigten Deutschland war und ist es ein Anliegen, dem einzigen aktiven Unitas-Verein in den Neuen Bundesländern zu helfen.

Ab 1992 erfolgte dann der schrittweise Umzug des Vereins nach Erfurt; das Norbertinum in Magdeburg wurde 1999 geschlossen. Inzwischen hatte man 1997 in Erfurt das Haus Heinrichstraße 11, Quell ständiger Freuden und Mühen, erworben, sodass eine auch räumliche Loslösung von den Wohnzimmern lieber Alter Herren sowie dem Priesterseminar möglich wurde.

Nachdem das Aktivenleben ab den späten 1990er Jahren überwiegend durch faktische Alte Herren mit deren Familien gestaltet wurde, gelingt es dem Verein seit etwa 2008, ein geregeltes Aktiven-Dasein zu führen. Zunächst wurden überwiegend Studenten der katholisch-theologischen Fakultät Mitglieder, in den letzten Jahren hat die Vielfalt der Fachrichtungen aber stark zugenommen. So setzt sich die Aktivitas heute aus Bundesbrüdern von der Universität Erfurt, der Fachhochschule Erfurt sowie der Friedrich-Schiller-Universität Jena zusammen.

Als einzige aktive katholische Korporation Thüringens außerhalb von Jena und eine von zwei überhaupt in Erfurt aktiven Korporationen gestaltet Unitas Ostfalia seit nun rund 30 Jahren akademisches und katholisches Leben in der Landeshauptstadt mit. Das hier zu findende, aktuelle Semesterprogramm mag davon Zeugnis geben.